Vor fast genau 52 Jahren, am 4. August 1961, nahm Wes Montgomery seine vierte LP als Leader für das Label Riverside auf: „So Much Guitar! (OJC Remasters)„. Jetzt ist eine neue Version, „digital remastered“, des Albums erschienen. Es enthält nicht nur die Aufnahmen von So Much Guitar, sondern auch noch diejenigen von „The Montgomery Brothers Live in Canada„.
„So Much Guitar“ gehört zu den eher wenig beachteten Alben von Wes. Dabei sollte es wohl ein ähnlich großer Wurf werden wie „The Incredible Jazz Guitar„, mit dem Wes im Jahr zuvor seinen endgültigen Durchbruch erzielt hatte. Mit dem Pianisten Hank Jones, dem jungen Ron Carter, Drummer Lex Humphries und Percussionist Ray Barretto hatte Produzent Orrin Keepnews wieder eine attraktive Band aus angesagten New Yorker Musikern zusammengestellt. Und obwohl alle gemeinsam ein durchweg hörbares Ergebnis abliefern, kommt „So Much Guitar“ nicht an sein Vorbild heran.
Schon im Auftaktstück, Wes eigenem „Twisted Blues“, wirkt der Gitarrist ein wenig fahrig. Seine Improvisation ähnelt eher einer Anhäufung von Licks. Kein Vergleich zu späteren Liveaufnahmen, denn „Twisted Blues“ gehörte später zum Standardrepertoire seiner Konzerte. Insgesamt bietet die Studioversion auch wenig Dynamik, obwohl der Groove mit den zusätzlichen Congas eigentlich ganz gut läuft. (Wobei man anmerken muss, dass Twisted Blues auch auf einem sehr vertrackten Akkordschema basiert, das nicht gerade zu eleganten Improvisationen einlädt und erst einmal gemeistert werden will.)
Und ganz ähnlich geht es eigentlich die gesamte Platte hindurch. Zu den Höhepunkten gehört für mich die Version von „Repetition“, wo Wes das Thema mit seinem von Oktaven und Singlenotepassagen gut umsetzt. Spannend für Gitarristen: Mit „While We’re Young“ enthält das Album eines der wenigen reinen Solo-Stücke, die Wes aufgenommen hat.