Wes Montgomery – Tequila (1966)

Wes Montgomery – Tequila (Verve, 1966)

aufgenommen am 17. und 21. Mai sowie am 18. Mai im Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, New Jersey

Tracks:
1. Tequila (Chuck Rio)
2. Little Child (Daddy Dear) (Wayne Shanklin)
3. What The World Needs Now Is Love (Hal David/Burt Bacharach)
4. The Big Hurt (Shanklin)
5. Bumpin‘ On Sunset (Wes Montgomery)
6. How Insensitive (A.C. Jobim/Norman Gimbel/Vinicius de Moraes)
7. The Thumb (Wes Montgomery)
8. Midnight Mood (Joe Zawinul)


(nur auf CD:)
9. Wives And Lovers (Hal David/ Burt Bacharach)

(Alt. Takes, nur auf CD:)
10. Bumpin‘ on Sunset
11. The Big Hurt
12. Tequila

(Die Stücke 9-12 wurden 1971 posthum auf der LP Just Walkin‘ veröffentlicht)

Besetzung:
Wes Montgomery, Guitar
Ron Carter, Bass
Grady Tate, Drums
Ray Barretto, Conga
George Devens, Vibes
Claus Ogerman(n), Arranger

Wes Montgmery - Tequila
Wes Montgomery – Tequila

Das Meisterwerk der späten Jahre

Wes Montgomerys Flirt mit der Popmusik ist heftig diskutiert worden, und die meisten Musiker bevorzugen die frühen, reinen Jazz-Alben des Gitarristen. Und in der Tat sind unter der Ägide von Produzent Creed Taylor einige heftige musikalische Sünden an Wes begangen worden. Doch Tequila gehört definitiv nicht dazu. Und wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, dann liegt das an der Arbeit des deutsch-amerikanischen Arrangeurs Claus Ogerman (eigentlich Ogermann, 1930–2016), der bei sechs Titeln für die Streicher-Arrangements verantwortlich zeichnet. Ogerman hat etliche Klassiker produziert, darunter frühe Bossa Nova-Alben oder die mittlerweile auch schon klassischen Popjazz-Alben von George Benson. Er arbeitete auch in hohem Alter noch, zum Beispiel für Diana Krall.

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Im Gegensatz zu dem Hollywood-Kitsch, den andere Arrangeure um Wes Montgomerys Musik geschmiert haben, setzt Ogerman die Streicher eher dezent ein. Mal legt er einen leichten Teppich unter die Musik, mal führt er die Musik in einen ganz neuen Raum. Auffällig ist dies bei Bumpin‘ On Sunset, einer klassichen Wes-Komposition. Auf der CD kann man zwei Versionen miteinander vergleichen, einmal mit, einmal ohne Streicher. Und das Urteil ist eindeutig: Die von Ogerman arrangierte Fassung ist ohne Zweifel die großartigere. Der Sound dieses Stückes reicht weit in die Zukunft, bis hin zu den Funk-Arrangements der Siebziger Jahre und zum ganzen Sample-Müll, der in den Neunziger Jahren produziert wurde und der sich bei Ogerman kräftig bedienen konnte.

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Hervorzuheben sind weiterhin die ohne Streicher eingespielten Titel Tequila und The Thumb, dessen Titel sich natürlich auf Wes Montgomerys Technik, die Saiten mit dem Daumen anzuschlagen, bezieht. Auch aus dem eher schlichten Stück What The World Needs Now Is Love haben Montgomery und Ogerman ein sehr hörbares Resultat herausgeholt. Mit How Insensitive enthält die LP Wes erste Adaption eines Bossa Nova Stückes, was wohl auf die frühere Zusammenarbeit von Ogerman und Jobim zurückzuführen ist. The Big Hurt und Little Child sind Kompositionen von Wayne Shanklin, Midnight Mood stammt aus der Feder von Joe Zawinul, der damals noch in der Band von Wes‘ Weggefährten Cannonball Adderley spielte.

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Eine besondere Hervorhebung schließlich verdient der Gitarren-Sound, den Rudy Van Gelder hier aufs Band gezaubert hat. Letztendlich ist dies der Klang, an den man beim „Wes-Montgomery-Sound“ denkt – warm und druckvoll. Der Sound ist so präsent, dass es gar nicht groß auffällt, dass hier eigentlich (wenn man die Congas von Barretto unterschlägt) oftmals nur ein Trio spielt.

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