Vor 40 Jahren, am 15. Juni 1968, starb Wes Montgomery an einem Herzinfarkt. Er war gerade 45 Jahre alt und stand musikalisch im Zenit seines Erfolges. Wie viele Jazz-Musiker starb Wes Montgomery vor seiner Zeit. Während die meisten aufgrund exzessiven Drogenkonsums den Tod fanden, war es bei Wes eine Mischung aus Jahrzehnten harter Arbeit, ungesunder Lebensweise und vermutlich einer Herzkrankheit, die nicht früh genug oder nicht ausreichend behandelt wurde.
Wes war Kettenraucher, es gibt kaum ein Foto, das ihn ohne Zigarette zeigt. Er war aber auch ein Schlafloser, der neben einem Daytime-Job noch zwei Club-Gigs in der Nacht machte, um seine schnell größer werdende Familie zu ernähren. Er hat diese Ochsentour viele Jahre in Indianopolis durchgezogen, das ist durch zahlreiche Zeitzeugen verbürgt. Und auch spätere Touren waren wohl kaum weniger anstrengend. Dieser Lebensweise hat Wes Montgomery am Ende Tribut gezollt.
Wes-Biograf Adrian Ingram hat von Zeitzeugen erfahren, dass Wes kurz vor seinem Tod Nitroglyzerin-Tabletten nahm bzw. aufhörte sie zu nehmen, um den Nebenwirkungen wie Kopfschmerz oder Müdigkeit zu entgehen. Für Freunde, so Ingram, sei es offensichtlich gewesen, dass Wes krank war. Sein Tod kam trotzdem plötzlich, am Morgen des 15. Juni. Wes war in seinem Haus, und seine Frau erinnert sich, er sei am Tisch zusammengebrochen und sei noch vor Ort gestorben. Andere Quellen berichten, Wes sei auf der Treppe seines Hauses zusammengebrochen und später im Krankenhaus gestorben.
Wie auch immer, mit Wes Montgomery hat der Jazz 1968 einen wegweisenden Musiker verloren. Sein Stil beeinflusst und prägt Gitarristen bis heute. Die Vitalität seiner Persönlichkeit spricht aus den Aufnahmen, die er hinterlassen hat. Am Ende seines Solos über das Coltrane-Stück Impressions, live aufgenommen 1965 im Halfnote Club in New York, hört man Wes Montgomery laut und schallend lachen. Es ist der Augenblick, in dem er weiß, dass er mit seiner Improvisation die äußerste Dynamik erreicht hat und sich nun zurück in das Thema fallen lässt, während seine Mitmusiker und Publikum loslassen und durchatmen können. Vielleicht ist man hier, am Höhepunkt von Impressions, dem Menschen Wes Montgomery am nächsten: Wes Montgomery war der Gitarrist, der lacht. Es gibt schlimmeres, was man über einen Menschen sagen kann.
Ein Video, aufgenommen in den NDR-Studios in Hamburg am 30. April 1965. West Coast Blues ist eine der erfolgreichsten und in den 1960ern die am meisten nachgespielte Wes-Komposition.